Dresden muss sparen?
Wenn die Finanznot der Kommunen dazu führt, daß Prioritäten bei der Umsetzung von Projektideen gesetzt werden und die Bevölkerung in die Diskussion einbezogen wird, ist das absolut zu begrüßen! Wir müssen lernen, mit den beschränkten Ressourcen umzugehen, die uns verfügbar sind. Zu diesen beschränkten Ressourcen gehören die natürlichen Rohstoffe und die verfügbare Zeit, die wir haben, nicht jedoch das verfügbare Geld. Diese Sichtweise bedarf einer Erklärung, denn es wird heute als normal angesehen, daß Geld immer und jederzeit knapp ist und es deshalb der Hauptengpass ist, der die Handlungsfähigkeit von Staat, Kommunen, Unternehmen und von uns allen einschränkt.
Wir vom Elbtaler-Verein haben bereits Jahre vor dem Beginn der Finanzkrise auf ihr Kommen hingewiesen. Es ist nicht schwer, die Krisenhaftigkeit des Geldsystems zu sehen, wenn man akzeptiert, daß Geld nichts gottgebenes, sondern etwas Menschengemachtes ist. Nun erlauben wir uns darauf hinzuweisen, daß Geldknappheit ebenfalls kein Naturereignis ist. Geldknappheit hat seine Ursache in der Art und Weise, wie unsere Gesellschaft Geld erschafft. Im digitalen Zeitalter ist Geld nichts anderes als Bits und Bytes in Computern und diese sind – jeder Informatiker wird zustimmen – nicht begrenzt. Jeder, der ein Konto bei einer Bank hat und “mit Karte zahlt” wird zu einer ähnlichen Sichtweise kommen: Das heutige Geld ist digital und existiert überwiegend in Computern. Wie kommt es, dass es dennoch ständig knapp ist?
Hier beginnt der Widerspruch, mit dem auch wir Dresdner uns auseinandersetzen müssen:
Wir “sparen Geld” und legen Projekte auf Eis. Haben wir denn keine Bauarbeiter, die diese Projekte durchführen könnten? Fehlt es uns an Menschen, an Wissen und an Kraft, um Kitas zu sanieren, Straßen zu flicken und die Kulturlandschaft unserer Stadt zu pflegen? Nein! Was uns angeblich fehlt sind Euros. Wenn jetzt Euros “gespart” werden, die nichts anderes sind als Bits&Bytes in Computern, werden Menschen auf Kurzarbeit gesetzt oder verlieren ihre Jobs. Aber als Menschen, die tätig werden wollen, sind sie weiterhin da.
Dieser Widerspruch zeigt die Unsinnigkeit unserer Herangehensweise: Wir Menschen WOLLEN die Umsetzung der unterschiedlichsten Projekt, wir Menschen HABEN das Wissen und die Zeit, um diese Projekte zu realisieren, aber es mangelt uns an Bits&Bytes, um diese Projekte zu realisieren. Wenn man bedenkt, daß diese Situation nicht nur Dresden betrifft, sondern Wuppertal und Leipzig, Hagen und Radeberg und hunderte weitere Kommunen im Land, dann werden Erinnerungen an die Schildbürger wach.
Da unser Einflussbereich nicht bis in die Europäische Zentralbank EZB reicht, wo man heutzutage für die Herstellung jener Bits&Bytes verantwortlich ist, die wir Geld nennen, schlagen wir vor, die Kommunen mögen sich selbst in die Lage versetzen, Geld zu erschaffen. Projekte sind da, Unternehmen und Menschen sind da, die diese Projekte realisieren können, woran es mangelt ist ein Zahlungsmittel, um die Projekte und die Projektumsetzer zusammen zu bringen. Die in den letzten Jahren sowohl im deutschsprachigen Raum als auch weltweit entstandenen lokalen und regionalen Währungen zeigen, daß es geht: Menschen finden zusammen, um Geld zu machen, welches ihnen bei der Umsetzung ihrer Projekte hilft. Sie wagen es, über den Tellerrand hinauszudenken und den Sachzwang des Geldmangels in Frage zu stellen. So, wie sich das Geldsystem seit der Trennung vom Goldstandard weiterentwickelt hat, wird es sich auch im digitalen Zeitalter des 21. Jahrhunderts weiterentwickeln. Künftig wird nicht mehr Geld der begrenzende Faktor in der Wirtschaft sein, sondern unsere Fähigkeit und unser Willen wird die Begrenzung darstellen. Es wird Zeit, daß dieses Denken auch in Dresden ankommt und wir uns (regionales) Geld, das wir brauchen, einfach erschaffen, statt unsere Kommune und unsere Region kaputtzusparen.
14. April 2010